Blumenwiese – Heimat für Bienen und Insekten
Was gibt es im Sommer Schöneres, als den Duft von Gras und Blumen zu riechen und dem Gesumm von Insekten zu lauschen, die die Blüten auf der Suche nach Nektar umschwirren?
STARKES DORF – wir machen mit!
Obst- und Gartenbauverein Eisemroth erhält 3500 Euro Fördermittel
Blumenwiese – Heimat für Bienen und Insekten
Diesen Gedanken haben sich die Verantwortlichen des Eisemrother Obst- und Gartenbauverein bereits in den letzten Jahren gemacht.
Mit einem Seminar „Sensenschnittkurs für Anfänger“ konnten im Juni 2017 einige Interessenten gewonnen werden, die ihren bisher langweiligen Rasen in ein blühendes Blütenmeer umgestalten möchten. Ziel, der Veranstaltung war es, nicht nur die handwerkliche und schwungvollen Mähbewegungen zu lernen, sondern vielmehr die Idee, den Rasen nicht regelmäßig kurz zu mähen und den Gräsern und Blumen eine Chance zu geben für eine Blütenreife und Aussaat vor Ort.
Weitergetragen wurde dieser Gedanke im Rahmen unserer Jahreshauptversammlung im März des Jahres, denn jeder Teilnehmer erhielt ein Päckchen mit Samenkörnern für die Aussaat im Garten oder Balkonkasten. Damit sollte ein Zeichen gesetzt werden, Bienen, Schmetterlingen oder andren heimischen Insekten ein Nahrungsangebot zu bieten. Die bunte Samenmischung ist sehr gut aufgegangen und viele Kleintiere nutzen dieses Biotop.
Im Jahresprogramm für das Gartenjahr 2018 hatte der Vereinsvorstand die Anlage von Blumenwiesen vorgestellt. Hierbei war der Verein dauernd im Gespräch mit dem Gemeindevorstand, um geeignete Flächen für dieses Projekt auszusuchen.
Schnell war klar, dass es viel Mühe und auch Geld kosten wird, wenn man es richtig machen will.
Da kam uns das Förderprogramm der Hessischen Landeregierung gerade recht! Mit Herrn Schwab vom Landschaftspflegverband hatten wir einen fachkundigen Naturfreund gefunden und mit der Gemeinde wurden geeignete Grünflächen ausgesucht. Grundlage hierfür war die Bodenstruktur, denn nur auf mageren Böden können sich Blumenwiesen entwickeln.
Ein Umdenkungsprozess muss stattfinden in der Weise, dass jeder private Gärtner oder auch öffentliche Träger, das Gras bzw. den Rasen nicht mehr regelmäßig mähen und kurzhalten, sondern den Blumen eine Chance gegeben wird zum Ausblühen. Dann ist nur noch ein oder zweimal eine Mahd notwendig und dabei ist es wichtig, dass das Mähgut abgerechnet wird und die Flächen nicht gemulcht wird.
So hat der Eisemrother Obst- und Gartenbauverein gleich zwei Schwerpunkte definiert:
An der L 3050 wurde im Ortseingangsbereich von Eisemroth der bisherige Graswuchs ca. 15 cm abgetragen und ein Bodenaustausch vorgenommen, um die Basis für die Magerwiese zu legen. Durch die Trockenheit war es notwendig, Maschinen hier einzusetzen und den Boden zu lockern. Vor der Aussaat mussten 180 Sack Blumenerde auf die Fläche aufgebracht werden, um das Keimen der Samenkörner zu erleichtern.
Die Aussaat erfolgte am 30. Mai des Jahres mit der Vorgabe von 3g je Quadratmeter. Dies lässt erkennen, dass eine schnelle Begrünung, wie bei einer Raseneinsaat, nicht zu erwarten ist.
Bei dem Saatgut für diesen Bereich wurde besonders Wert darauf gelegt, nur heimische Arten zu säen. Die hier eingebrachte Mischung enthält ausschließlich 35 Wildblumen und 8 Wildgräser gebietsheimischer Art. Es gibt aber auch verschiedene bunte Saatgutmischungen, die meistens einjährig sind und dadurch jährlich neu ausgesät werden müssen – mit Bodenaufbereitung. Das wollten einfach nicht!
Die Mischung orientiert sich an Verbreitungsgebiet, Artenzusammensetzungen und Dominanzverhältnissen, wie sie in der Natur vorkommen. Dieses Vorbild hat sich in Jahrhunderten herauskristallisiert und bildet auf Dauer die stabilsten Bestände. Einer Vielzahl von Nützlingen, Wildbienen und Schmetterlingen sowie anderen Tierarten wird so mit dieser Wiesenmischung ein breit gefächertes und langfristiges Nahrungsangebot gegeben. So wird garantiert, dass die heimische Tierwelt optimal an den Entwicklungs-rhythmus und die Inhaltsstoffe der Pflanzen angepasst ist.
Die anhaltende Trockenheit und die sommerlichen Temperaturen haben das Keimen nicht gefördert. Mit der Eisemrother Feuerwehr hatten wir einen zuverlässigen Partner, die öfters die Flächen gewässert hat. Wir vom Verein haben in den letzten Wochen ebenfalls noch an ca. 15 Abenden mit dem Schlauch Wasser aufgebracht.
Das erste Grün ist zu erkennen. Ziel ist es, dass die Blüten noch aussamen und dadurch langfristig die gewünschte Blumenwiese entsteht. Wie man sieht, hat sich der Verein für die nächste Zeit Arbeit geholt.
Neben der Neuanlage in diesem Bereich soll auf Anregung vom Landschaftspflegeverband zusätzlich etwa 1500 qm bisherige langweilige Grünfläche der Gemeinde Siegbach umgestaltet werden. Dieses wurde vom Gemeindevorstand gerne aufgenommen, da nicht nur eine Kostenreduzierung durch weniger Mähen anfällt, sondern auch ein wesentlicher Beitrag zum Naturschutz geleistet wird.
Diese drei Bereiche sind dafür vorgesehen: in der Baumschule, oberhalb des Bürgerhauses in Eisemroth und die Grünfläche der „Fritz-Weber-Ecke“ soll künftig blühen!
Dafür ist es erforderlich, im August/September das Gras kurz abzumähen und aufzurechen.; es soll keine Gründüngung erfolgen!
Danach müssen die Flächen aufgefräst und für die Einsaat vorbereitet.
Die Blumensaat wird auf die Wiesen ausgesät in der Hoffnung, dass die Saat in diesem Jahr noch aufgeht und im nächsten Jahr die Blumen blühen. Es sind alles Lichtkeimer, es muss nicht mit Erde abgedeckt werden.
Aus heimischen Wiesen und Magerflächen wurden in den letzten Wochen durch Schulkinder und jungen Naturfreunden bereits ausgereifte Blumensamen eingesammelt.
Je nach Pflanzenart wird es mehrmals notwendig sein, die Samenernte fortzusetzen. Naturkundeunterricht direkt vor der Haustür! Es ist nicht einfach und man braucht ein geübtes Auge die braunen Samenstände zu erkennen, denn aus den bisherigen bunten Blüten hat die Zeit eine Veränderung vorgenommen und das „Braun“ dominiert.
So hat der OGV Eisemroth durch die Förderung einen sehr guten Beitrag zu seinen satzungsmäßigen Aufgaben geleistet – Landschaftspflege, Naturschutz, Förderung des Heimatgedankens!
Daneben werden langfristig bunte Blumenwiesen entstehen, die für Schmetterlinge, Bienen, Hummeln, Käfern und andere Lebewesen eine Basis bieten zum Leben und Überleben!
Wir alle können einen Beitrag dazu leisten, dass über ein allgemeines Insektensterben nicht nur geredet wird, sondern auch etwas getan wird.
Wer einen Garten hat, kann sich diesen Traum von einer Blumenwiese leicht erfüllen, individuell in vielfältigen Farben und mit den unterschiedlichsten Blütenformen oder Gräserarten gestalten.
Je nach Standort und Bodenart erfreuen im Sommer die blaue Kornblume, die rote Mohnblume, die gelb blühende Ringelblume oder viele andere Blühpflanzen in allen Farben des Regenbogens den Gartenbesitzer und seine Besucher.
Der Vorstand des Obst- und Gartenbauvereins Eisemroth bedankt sich sehr herzlich bei der Umweltministerin Frau Hinz für die Überreichung der Förderurkunde über 3500 Euro. Damit unterstützt die Hessische Landesregierung finanziell unser Projekt „Blumenwies – Heimat für Bienen und Insekten“ und es hilft uns, unsere Vereinsziele zu erreichen. Ohne die Fördermittel hätten wir etwa 500 qm Blumenwiesen anlegen können; jetzt werden es etwa 2000 qm.
Trotz dieser Fördermittel haben vom Verein noch zusätzliches Geld in die Hand genommen, da die Kosten doch erheblich sind – wenn man es richtig machen will!
Neben den Kosten haben sich Vereinsmitglieder in oft mühsamer Weise auf harten Boden und sommerliche Hitze sehr angestrengt, den Boden aufzubereiten und es wird in den nächsten Wochen und auch Jahren eine Baustelle für unseren Verein bleiben.
Wie so oft, ist es hier bei uns so: sehr viel Zustimmung und positive Reaktion für die Arbeit und das Projekt – aber nur wenige Hände, die es tatsächlich umsetzen!
Unser Dank geht auch an Herrn Schwab von dem Landschaftspflegeverband für die fachliche Beratung und die Siegbacher Biologin Emmi Jaudes, die uns hilft, mit interessierten Kindern und Jugendlichen heimische Blumensamen zu sammeln. Außerdem dem Gemeindevorstand, der unsere Arbeit und Ideen unterstützt und Flächen für die Umsetzung zur Verfügung stellt.
Wer an diesem Projekt mitmachen will ist beim OGV Eisemroth herzlich willkommen.